Düsseldorf, 15. August 2022

Gründer von Düsseldorfer Immobilien-Boutique: „Die Regulierung zwingt Anleger zu nachhaltigen Investments“

Gründer von Düsseldorfer Immobilien-Boutique: „Die Regulierung zwingt Anleger zu nachhaltigen Investments“

Der Immobiliensektor befindet sich im Wandel und stellt sich zunehmend nachhaltiger auf. Dieser Wandel werde laut Michael Legnaro, Gründer der Immobilien-Boutique AGORA Invest, durch die EU-Regulierung regelrecht erzwungen. Welche Probleme er dabei sieht, erklärt er im Gespräch. Er erklärt zudem, warum auch im Umfeld steigender Zinsen, die Kaufbereitschaft bei Immobilien nicht abnehmen werde. (Svenja Stollwerk – Fundview)

„Die Regulierung zwingt Anleger zu nachhaltigen Investments“, dieser Meinung ist Michael Legnaro, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von AGORA Invest. Im Gespräch mit Fundview erklärt er: „Es werden Nachhaltigkeitsberichte verlangt und der Investitionsstrom auf diese Weise gelenkt. Dabei hat nicht etwa ein Gesinnungswandel stattgefunden, sondern diese Entwicklung ist als Reaktion auf die Energiekrise und den Klimawandel zu sehen. Immobilien und deren Bau machen rund 35 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes aus und es wurde erkannt, dass man diesen Sektor europaweit umstellen muss, um diesen Umstand zu ändern.“

Auf Nachhaltigkeit werde man im Immobiliensektor also nicht mehr verzichten können. „Die Umstellung wird allerdings schwierig“, gibt Legnaro zu bedenken. So seien dieses Jahr beispielsweise die Förderprogramme für entsprechende Um- und Neubauten gekappt worden. Hinzu komme, dass bisher beispielsweise der Einbau von Gasheizungen mit sparsamer Brennwerttechnik gefördert wurde. „Nun gilt diese Technik nicht mehr als nachhaltig und eine Investition in solche Gebäude lohnt sich im Grunde nicht mehr. Die Politik muss also dafür sorgen, dass die Umstellung des Immobiliensektors auf mehr Nachhaltigkeit mit einer entsprechenden Regulierung einhergeht, die mindestens zehn Jahre Bestand hat“, sagt Legnaro.

Gerade in der aktuellen Energiekrise seien Mieter und Vermieter auf der Suche nach Gebäuden mit geringen Nebenkosten und die Energieeffizienz von Gebäuden werde immer wichtiger werden. „Gebäude mit beispielsweise einer Gasheizung werden in Zeiten eines zu erwartenden dreifachen Gaspreises zunehmend unattraktiv. Gebäude mit Wärmepumpen gewinnen dagegen an Wert“, so Legnaro, der ergänzt: „Auch bei Sozialimmobilien wie Altenheimen, Behandlungszentren oder Ärztehäusern fehlt es an Angeboten. Die Preise werden dadurch und durch die steigende Nachfrage aufgrund demografischer Entwicklungen in diesem Segment also stabil bleiben.“

Dezentrale und regionale Standorte

Zwei sei der Immobilienmarkt aufgrund geänderter Parameter momentan anders bewertet, das Segment Wohnimmobilien habe sich dabei allerdings nicht viel verändert. „Klassische Wohnimmobilien sind weiterhin gefragt und die benötigte Anzahl an Wohneinheiten ist bisher noch nicht gebaut worden. Dieser Nachfrageüberhang sorgt auch weiterhin für eine stabile Wertentwicklung auf dem Wohnungsmarkt“, so Legnaro.

Und selbst bei steigenden Zinsen werde die Kaufneigung auf dem Immobilienmarkt nicht abnehmen. „In Deutschland haben wir den höchsten Stand an liquiden Vermögen von rund 2,1 Billionen Euro. Wenn die Zinsen steigen, sind Investoren also in der Lage, den Anteil ihres Eigenkapitals zu erhöhen“, sagt Legnaro und ergänzt: „Was sich verändert hat, ist die Lage der nachgefragten Wohnimmobilien. Die Menschen möchten lieber im Umfeld von Metropolen und in günstigeren B-Standorten leben als in der Innenstadt. Dazu hat Corona und die damit einhergehende Homeoffice-Thematik unter anderem beigetragen.“

Weitere Veränderungen würden sich im Logistik-Sektor ergeben. Hierzu erläutert Legnaro: „Der Online-Handel boomt und es werden immer mehr Lebensmittel online bestellt. Dadurch wird es wichtig sein, dezentrale und regionale Standorte zu eröffnen, um beispielsweise die Lieferzeiten gering und die Kühlketten stabil zu halten.“